Die Burg und ihre Museen
Museum Rupertiwinkel und Gerbereimuseum
Die einst fürsterzbischöfliche Burg Tittmoning wurde im 13. Jahrhundert als Grenzfeste Salzburgs gegen Bayern errichtet. Heute lädt ihre reiche Museumswelt in historischen Räumen dazu ein, die Heimatgeschichte zu erforschen. Das Museum Rupertiwinkel vermittelt mit seinen umfangreichen Sammlungen die Geschichte und kulturelle Vielfalt des Rupertiwinkels. Seine "Gerberei" dokumentiert anschaulich die lange Tradition des Gerberhandwerks in Tittmoning. Auch außerhalb der Museumssaison, die von 1. Mai bis 3. Oktober dauert, ist die Burganlage mit Burghof und Zwingern frei zugänglich. Übers Jahr ist die Anlage Schauplatz zahlreicher Feste und Märkte.
Museum Rupertiwinkel
Reiche Sammlungen in historischen Räumen
In 23 historischen Schauräumen, die noch originale Böden und Decken aus dem 17. Jahrhundert aufweisen, beherbergt das Museum Rupertiwinkel bedeutende vor- und frühgeschichtliche Funde aus Stadt und Region, darunter ein römischer Mosaikboden, sowie eine reichhaltige Sammlung regionaler Volkskunst und historischer Möbel, Trachten, Geräte, Öfen und anderer Alltagsgegenstände. Im sogenannten "Troadkasten" liegen der Scheibensaal, Landwirtschaftssaal und Handwerkersaal. Die Heimatstube der Sudetendeutschen Landsmannschaft zeigt im Dachgeschoß des "Pälatenstocks" Kulturgut aus den Vertreibungsgebieten, darunter Gablonzer Schmuck, Trachten und böhmische Keramik.Tipp!
Die Vielfalt seiner Exponate macht das Museum Rupertiwinkel zu einem der interessantesten Museen im südostbayerischen Raum.Einblicke in frühere Zeiten
Die umfangreiche Sammlung von Exponaten aus dem bäuerlichen und bürgerlichen Leben der Region umfasst insbesondere Volkskunst, qualitätsvolle Möbel, schmiedeeiserne Grabkreuze aus dem Rupertiwinkel, Geräte aus Landwirtschaft und Handwerk, historische Gemälde wie Porträts, Landschaften aus dem Rupertiwinkel und Stadtansichten, prächtige Öfen und wertvolle Keramik. Mit 130 Scheiben aus vier Jahrhunderten (1600 bis 1930) beherbergt das Museum im "Scheibensaal" die größte Schützenscheiben-Sammlung Bayerns.Gerbereimuseum
Das Gerberhandwerk in Tittmoning
Das Gerbereimuseum im ehemaligen Marstall des "Troadkastens" dokumentiert die Geschichte der Gerberei in Tittmoning. Als Kooperationsprojekt mit dem Museum Fronfeste in Neumarkt am Wallersee entstanden, präsentiert es sich im historischen Gewölbe als interaktives, experimentelles Museum, in dem der Besucher aktiv ausprobieren darf und durch "An-greifen" begreift. Informationstafeln und Hörstationen machen die Sammlung auch ohne Führung zum Erlebnis. Auf Wunsch werden aber auch durch die Gerberei Führungen angeboten. Das Handwerk der Gerber hat in Tittmoning eine lange Tradition. Seit Ende des 16. Jahrhunderts sind fünf Gerberlinien in den Archiven dokumentiert. Eine umfangreiche Sammlung aus der Rotgerberei der Familie Wandinger (1878 bis 1953) stellt die einzigartige Grundlage für das Gerbereimuseum dar.
Öffnungszeiten, Eintrittspreise, Führungen
Museumspädagogische Programme für Kindergärten und Schulen
Diese Themenführungen werden auf Wunsch auch für Erwachsene gestaltet angeboten, ebenso wie Lehrerfortbildungen rund um die Lehrplanthemen Burg und Heimatgeschichte.
Museumspädagogische Burgführungen:
- Flicki und Flori besuchen das Burggespenst Hiermonymus
- Auf geheimnisvollen Spuren
- Erobern und Verteidigen
- Hieronymus im Kerzenschein
- Der Erzbischof empfängt
- Das geht auf keine Kuhhaut (Gerberei)
- Auf Zeitreise zu den Römern
Geschichte des Museums Rupertiwinkel
Allgemeines Geschichtsinteresse in der Bürgerschaft und vor allem die Befürchtung, dass mit der Ausbreitung des "modernen Industriezeitalters" immer mehr "Altertümer" verloren gehen könnten, waren im 19. Jahrhundert vielerorts ausschlaggebend für die Entstehung von Historischen Vereinen und Museen.
1889: Erstmals bildet sich auch in Tittmoning ein Geschichtsverein mit der Mission, Vergangenes für die Nachwelt zu erhalten. Aus personellen Gründen kommt die Vereinsarbeit aber nach kurzer Zeit wieder zum Erliegen. Die Entstehung des Historischen Vereins ist zugleich die Geburtsstunde des Tittmoninger Museums.
1900: Nach der gescheiterten Erstgründung beginnt der 1900 wiederbelebte Historische Verein Tittmoning erneut, Zeugnisse der Vergangenheit zu sammeln. Die Stadt Tittmoning unterstützt dieses Vorhaben von Anfang an, indem sie ab 1901 Rathausräume für die Aufstellung der zusammengetragenen Objekte zur Verfügung stellt. Nach Anmeldung in der "Magistratskanzlei" konnte diese erste Sammlung im "Ausstellungslokal" besichtigt werden.
1911: Durch die Spendierfreudigkeit der Tittmoninger Bürgerschaft werden auch bald die Rathausräume zu klein. 1907 soll das Museum auf Anregung des damaligen Bürgermeisters Max Herbig in die Burg übersiedeln. Deren baulicher Zustand ist zu dieser Zeit allerdings so desolat, dass die Stadt sogar an eine Versteigerung denkt. Finanzielle Zuwendungen der staatlichen Behörden ermöglichen den Beginn der Burgrenovierung und die Instandsetzung der für das Museum bestimmten Räume. Die Überführung und Einrichtung der Museumsgegenstände beginnt Anfang 1911. Am Pfingstmontag erhält die Bevölkerung Gelegenheit, bei einem "Tag der offenen Tür" die neuen Ausstellungsräume in der Burg zu besichtigen.
1925: Nach der Versetzung des ersten Vorstands Kanonikus Martin Kottmayr leitet ab 1925 der Wachszieher, Lebzelter und Konditormeister Josef Lindner die Museumsarbeit. Er gibt den Anstoß, die Zielscheiben des Tittmoninger Schützenvereins im Museum unterzubringen. Somit bleiben durch seinen Weitblick die Schützenscheiben der Nachwelt erhalten und gehen nicht, wie in vielen anderen Orten mit langjähriger Schützentradition, unwiederbringlich verloren.
1940: Ein einschneidendes Ereignis in der Museumsgeschichte ist die Auslagerung des Museums aus den Räumen der Burg. Auf Anweisung der Wehrmacht dient die Burg ab 1940 als Offiziersgefangenen- und Interniertenlager. Die Museumsbestände transportiert man kurzerhand ins Stadtgebiet und deponiert sie dort im Bauernbräuhaus (Stiftsgasse 4), im Kloster und im Feuerwehrhaus (Stadtplatz 18).
1945: Nach Kriegsende halten sich vorübergehend amerikanische Soldaten in der Burg auf, eine Zeit werden die Räumlichkeiten auch als Außenstelle des Laufener Gefängnisses genutzt. Von Frühjahr bis in den Herbst 1946 dient die Burg auch als Durchgangslager für Flüchtlinge und Heimatvertriebene. In den Nachkriegsjahren ist es Dr. Georg Poschacher, unterstützt von Sparkassendirektor Franz Ludwig, der mit Elan die Instandsetzung der vollkommen heruntergewirtschafteten Burgräume angeht.
1953: Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten im Kavalierstock und Getreidespeicher kann Dr. Poschacher im Jahre 1953 das Museum mit einer Feier im Scheibensaal wiedereröffnen. Die Wiedereinrichtung des Museums leitet Dr. Franz Prinz zu Sayn-Wittgenstein. Direktor Dr. Josef Ritz vom Landesamt für Denkmal Pflege veranlasst 1954 die Inventarisierung durch Frau Dr. Annelene Mann und stellt Zuschussmittel bereit. Unter dem Vorsitz von Franz Ludwig nimmt der Historische Verein 1956 seine Tätigkeit wieder auf.
1963: Als Stiftung bekommt das Museum eine finanzielle und juristische Grundlage und trägt seither den Namen „Heimathaus des Rupertiwinkels".
1972: Nach dem Tod von Dr. Poschacher (1965) und seinem Nachfolger Ludwig Koppenwallner (1972) übernimmt Fritz Schmitt die ehrenamtliche Leitung des Museums. Er organisiert den Museumsbetrieb neu, gewinnt und schult im Laufe der Jahre viele ehrenamtliche Museumsführer. Zu den wichtigsten und umfangreichsten Arbeiten zählt 1978 der Einbau einer Alarmanlage. Museumswart Stefanie Hiltl und Richard Ruhland sind bei der Durchführung zahlreicher Maßnahmen behilflich.
Richard Ruhland übernimmt die Museumsleitung.
2004: Gerbereimuseum eröffnet
2005: Zahlreiche Baumaßnahmen, umfangreiche Inventarisierungsarbeiten, unzählige freiwillige Arbeitsstunden, Geduld und Toleranz sind nötig, um das heutige Niveau eines bedeutenden Volkskunst-Museums zu erreichen. Die Räumlichkeiten im Prälaten- und Kavalierstock sowie im Getreidekasten der Burg bilden eine einzigartige historische Umgebung für die Sammlungen. Allerdings haben sie den Fachleuten auch einige Probleme bei der Einrichtung des Museums bereitet. So musste insbesondere auf manche Grundsätze und Darstellungsmethoden der modernen Museumspädagogik verzichtet werden, um die Ausstrahlung und Atmosphäre der Burg-, beziehungsweise Jagdschlossräume zu erhalten. Dadurch entstand jedoch eine reizvolle und abwechslungsreiche Ausstellung, in der das reiche kulturelle Erbe des Rupertiwinkels einen würdigen Rahmen fand.
2010: Durch die aufwändige Sanierung des Fürstenstocks werden neue Räume für Ausstellungen und Tagungen geschaffen.
Die Burg Tittmoning, ehemalige Grenzbefestigung der Salzburger Bischöfe (13. Jahrhundert erbaut, nach 1611 Jagdschloss), erinnert als landesgeschichtliches Denkmal außerdem gleichzeitig daran, dass der Rupertiwinkel rund tausend Jahre zum Erzstift Salzburg gehörte.
Ohne die Unterstützung zahlreicher Gönner und freiwilliger Helfer wäre es dem Historischen Verein nicht möglich gewesen, dieses umfangreiche Museum aufzubauen. Besonderer Dank gilt der Stadt Tittmoning, der Klapproth-Stiftung, allen Behörden, Ämtern und den Stiftungsmitgliedern. Auch künftig wird der Verein, dessen wichtigste Aufgabe bis heute die ehrenamtliche Betreuung, ständige Erweiterung und Erhaltung des Museums ist, auf die Hilfe vieler angewiesen sein.
Richard Ruhland
Historischer Verein Tittmoning e.V.
Geschichte der Gerberei
Im Jahr 1991 hinterließ die Familie Wandinger der Stadt Tittmoning die umfangreiche Werkstatteinrichtung ihrer traditionellen Rotgerberei. Sie wurde zum Kernstück der Gerbereisammlung, als sich nach Jahren der Einlagerung mit dem europäischen Interreg III - Programm eine Finanzierungsmöglichkeit für die Präsentation bot. In Zusammenarbeit mit der österreichischen Partnergemeinde Neumarkt am Wallersee und dem dortigen Partnermuseum Fronfeste konnte dank finanzieller und fachlicher Unterstützung durch übergeordnete Behörden, ein moderne Museum in den sehr historischen Gewölberäumen des ehemaligen Getreidekastens realisiert werden.