Allgemeines Geschichtsinteresse in der Bürgerschaft und vor allem die Befürchtung, dass mit der Ausbreitung des "modernen Industrie-Zeitalters" immer mehr "Altertümer" verloren gehen könnten, waren im 19. Jahrhundert vielerorts ausschlaggebend für die Entstehung von Historischen Vereinen und Museen.
1889: Erstmals bildet sich auch in Tittmoning ein Geschichtsverein, der sich diesem Grundgedanken anschließt, Vergangenes für die Nachwelt zu erhalten. Aus personellen Gründen kommt die Vereinsarbeit aber nach kurzer Zeit wieder zum Erliegen.
Die Entstehung des Historischen Vereins ist zugleich die Geburtsstunde des Tittmoninger Museums.
1900: Nach der gescheiterten Erstgründung beginnt der 1900 wiederbelebte Historische Verein Tittmoning erneut Zeugnisse der Vergangenheit zu sammeln. Die Stadt Tittmoning unterstützt dieses Vorhaben von Anfang an, indem sie ab 1901 Rathausräume für die Aufstellung der zusammengetragenen Objekte zur Verfügung stellt. Nach der Anmeldung in der "Magistratskanzlei" konnte das bisher Gesammelte im "Ausstellungslokal" besichtigt werden.
1911: Durch die Spendierfreudigkeit der Tittmoninger Bürger werden auch bald die Rathausräume zu klein. 1907, auf Anregung des damaligen Bürgermeisters Max Herbig, soll das Museum in die Burg übersiedeln, deren Bauzustand zu dieser Zeit so desolat ist, dass die Stadt sogar an eine Versteigerung denkt. Finanzielle Zuwendungen der staatlichen Behörden ermöglichen den Beginn der Burgrenovierung und die Instandsetzung der für das Museum bestimmten Räume. Die Überführung und Einrichtung der Museumsgegenstände beginnt Anfang 1911. Am Pfingstmontag erhält die Bevölkerung Gelegenheit, bei einem "Tag der offenen Tür" die neuen Ausstellungsräume in der Burg zu besichtigen.
1925: Nach der Versetzung des ersten Vorstands Kanonikus Martin Kottmayr leitet ab 1925 der Wachszieher, Lebzelter und Konditormeister Josef Lindner die Museumsarbeit. Er gibt den Anstoß, die Zielscheiben des Tittmoninger Schützenvereins im Museum unterzubringen. Somit bleiben durch seinen Weitblick die Schützenscheiben der Nachwelt erhalten und gingen nicht, wie in vielen Orten mit einer langjähriger Schützentradition geschehen, unwiederbringlich verloren.
1940: Ein einschneidendes Ereignis in der Museumsgeschichte ist die Auslagerung des Museums aus den Räumen der Burg. Auf Anweisung der Wehrmacht dient die Burg ab 1940 als Offiziersgefangenen- und Interniertenlager. Die Museumsbestände transportiert man kurzerhand ins Stadtgebiet und deponiert sie dort im Bauernbräuhaus (Stiftsgasse 4), im Kloster und im Feuerwehrhaus (Stadtplatz 18).
1945: Nach Kriegsende halten sich vorübergehend amerikanische Soldaten in der Burg auf, und eine Zeit lang benutzt man die Räumlichkeiten auch als Außenstelle des Laufener Gefängnisses. Von Frühjahr bis in den Herbst 1946 dient die Burg auch als Durchgangslager für Flüchtlinge und Heimatvertriebene.
In den Nachkriegsjahren ist es Dr. Georg Poschacher, unterstützt von Sparkassendirektor Franz Ludwig, der mit Elan die Instandsetzung der vollkommen heruntergewirtschafteten Burgräume angeht.
1953: Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten im Kavalierstock und Getreidespeicher kann Dr. Poschacher im Jahre 1953 das Museum mit einer Feier im Scheibensaal wiedereröffnen. Die Wiedereinrichtung des Museums wurde von Dr. Franz Prinz zu Sayn-Wittgenstein geleitet. Direktor Dr. Josef Ritz vom Landesamt für Denkmal Pflege veranlasst 1954 die Inventarisierung durch Frau Dr. Annelene Mann und stellte Zuschussmittel bereit. Unter dem Vorsitz von Franz Ludwig nimmt der Historische Verein 1956 seine Tätigkeit wieder auf.
1963: Als Stiftung bekommt das Museum eine finanzielle und juristische Grundlage und trägt seither den Namen „Heimathaus des Rupertiwinkels".
1972: Nach dem Tod von Dr. Poschacher (1965) und seinem Nachfolger Ludwig Koppenwallner (1972) übernimmt Fritz Schmitt die ehrenamtliche Leitung des Museums, die er bis heute innehat. Er organisiert den Museumsbetrieb neu, überdies gewinnt und schult er im Laufe der Jahre viele ehrenamtliche Museumsführer. Zu den wichtigsten und umfangreichsten Arbeiten zählt 1978 der Einbau einer Alarmanlage. Museumswart Stefanie Hiltl und Richard Ruhland sind bei der Durchführung zahlreicher Maßnahmen behilflich.
2005: Zahlreiche Baumaßnahmen, umfangreiche Inventarisierungsarbeiten, unzählige freiwillige Arbeitsstunden, Geduld und Toleranz waren nötig, um das heutige Niveau eines bedeutenden Volkskunst-Museums zu erreichen. Die Räumlichkeiten im Prälaten- und Kavalierstock sowie im Getreidekasten der Burg bilden eine einzigartige historische Umgebung für die Sammlungen. Allerdings haben sie den Fachleuten auch einige Probleme bei der Einrichtung des Museums bereitet. So musste insbesondere auf manche Grundsätze und Darstellungsmethoden der modernen Museumspädagogik verzichtet werden, um die Ausstrahlung und Atmosphäre der Burg-, beziehungsweise Jagdschlossräume zu erhalten. Dadurch entstand jedoch eine reizvolle und abwechslungsreiche Ausstellung, in der das reiche kulturelle Erbe des Rupertiwinkels einen würdigen Rahmen fand.
Die Burg Tittmoning, ehemalige Grenzbefestigung der Salzburger Bischöfe (13. Jahrhundert erbaut, nach 1611 Jagdschloss), erinnert als landesgeschichtliches Denkmal außerdem gleichzeitig daran, dass der Rupertiwinkel rund tausend Jahre zum Erzstift Salzburg gehörte.
Ohne die Unterstützung zahlreicher Gönner und freiwilliger Helfer wäre es dem Historischen Verein nicht möglich gewesen, dieses umfangreiche Museum aufzubauen. Besonderer Dank gilt der Stadt Tittmoning, der Klapproth-Stiftung, allen Behörden, Ämtern und den Stiftungsmitgliedern. Auch künftig wird der Verein, dessen wichtigste Aufgabe bis heute die ehrenamtliche Betreuung, ständige Erweiterung und Erhaltung des Museums ist, auf die Hilfe vieler angewiesen sein.
2010: Durch die aufwändige Sanierung des Fürstenstocks wurden neue Räume für Ausstellungen und Tagungen geschaffen.
Richard Ruhland
Historischer Verein Tittmoning e.V.